Freitag, 29. März 2013

IBA Hamburg



   

Die IBA Hamburg - erste Eindrücke 

Unter schwierigen Bedingungen hat die Internationale Bauausstellung Hamburg ihr Präsentationsjahr eröffnet. Ununterbrochene Minusgrade in den letzten Wochen hatten letzte Außenarbeiten praktisch unmöglich gemacht. Zudem waren viele Projekte ohnehin nicht fertig – was keine Hamburger Spezialität ist, sondern in gewissem Umfang zu einer IBA dazu gehört. IBA war schon immer auch ein wenig „work in progress“.

Begonnen hatte das Hamburger IBA-Wochenende mit einem Kongress „IBA meets IBA“, wo sich ein Fachpublikum (wie auch einige Bürger aus Wilhelmsburg) an einer Bewertung der IBA versuchte, soweit das gegenwärtig überhaupt schon möglich ist: Eine Beurteilung der urbanen Qualitäten zum Beispiel kann sicher erst geleistet werden, wenn die Arbeiten abschlossen sind und der Raum von den Menschen in Besitz genommen wird.

Der Sprung über die Elbe

Mit etwas Vorstellungskraft allerdings  kann bereits jetzt gesagt werden, dass das Hauptziel, der „Sprung über die Elbe“ gelungen ist. Der lang gehegte Wunsch, diesen Teil Hamburgs, der immerhin 5 % der gesamten Stadtfläche ausmacht, in das Bewusstsein der Stadt zu heben, scheint durch die IBA – aber auch durch die Verdrängungsprozesse in den innerstädtischen Quartieren – eine erhebliche Schubkraft zu bekommen.

Auch wenn sich Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter zurückhaltend gibt und eher den Beginn einer langsam zunehmenden Entwicklung sieht – selbst an diesem sehr frostigen Märzwochenende ließen es sich tausende von Hamburgern nicht nehmen, zumindest einen Blick über die Elbe zu riskieren.

Durch die IBA flossen und fließen erhebliche Investitionen nach Wilhelmsburg: Geschäftsführer Uli Hellweg spricht von 700 Mio. € privater und 300 € Mio. öffentlicher Investitionsmittel, die bisher durch die IBA mobilisiert wurden. Die öffentlichen Investitionen haben vor allem der Infrastruktur gegolten: Bildungs- und andere Stadtteilbezogene Einrichtungen, öffentliche Räume und Wegebeziehungen, ein Schwimmbad, große Investitionen wie zum Beispiel in den „Energieberg“, den „Energiebunker“ und nicht zuletzt in den Neubau der Stadtentwicklungsbehörde, was nicht zuletzt dazu führt, dass zukünftig rd. 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Behörde täglich nach Wilhelmsburg kommen.


Was ist eigentlich eine Metrozone?

Die IBA Hamburg hat sich mit drei Themenfeldern beschäftigt, die in ihrer Gesamtheit einen erheblichen Ausschnitt der Fragestellungen heutiger Stadtentwicklungspolitik darstellen, diese (zum Teil gewöhnungsbedürftigen) Überschriften tragen: „Kosmopolis“, „Metrozonen“ und „Stadt im Klimawandel“. Gerade dieses Thema bot ein Feld für Innovationen und Lösungsansätze. Herausgekommen sind viele Pilotprojekte, wie zum Beispiel ein Wohngebäude mit einer Algenzucht, durch die Energie erzeugt und Haustechnik gesteuert werden soll – ob das der Renner wird? Wie auch immer, allein dass die IBA sehr viel Raum für Experimentelles, für Forschung und Entwicklung bot, verdient Anerkennung.



"Hybrid Houses"

Schwieriger ist der Erfolg der „Metrozonen“ zu bewerten. Hier geht es um die Urbanisierung innerer Peripherien – nicht zuletzt also darum, ob in Wilhelmburg, aber auch in Harburg ein lebenswertes Stück Stadt entsteht. 


Beginnen wir mir dem baulichen Herzstück der IBA der „Bauausstellung in der Bauausstellung“ unmittelbar am S-Bahnhof Wilhelmsburg. Das ganze mutet jenseits der mächtigen Kulisse des neuen Gebäudes der Stadtentwicklungsbehörde (Titelfoto) an wie ein Hansaviertel im Kleinformat . 



In Holz: Das "Wälderhaus"
Hier stehen unterschiedliche – meist Wohn- Gebäude nebeneinander, die die Zukunft des Bauens thematisieren sollen. Da gibt es „Smart Material Houses“, die mit besonderen „intelligenten“ Komponenten arbeiten; es gibt „Smart Price Houses“ – also Wohngebäude, die besonders Kostengünstig erstellt wurden (was bei Mieten um die 12 €/am allerdings eher fragwürdig erscheint); es gibt „Hybrid Houses“, das soll heißen: „Häuser, die sich den Wünschen der Nutzer anpassen“ (zum Beispiel zum Wohnen und Arbeiten, oder „Study Case Hauses“, was bedeuten soll, dass hier „Fallstudien“ für bestimmte Fragestellungen erarbeitet wurden (z.B. ob Holz im Geschossbau einen sinnvollen Einsatz finden kann). Und dann ist das noch ein Haus für Bastelfreunde, - natürlich heißt das wieder „Smart Price Houses“, wo man seinen Ausbau selbst betreibt. 

Der Energiebunker - 
vom Schandfleck zur Attraktion
Das Konzept der Metrozone ist vor allem in Wilhelmsburg Mitte gelungen, wo es allerdings auch bisher schon vorstädtisch urban war. Hier gibt es eine Reihe schöner Projekte - hervorzuheben ist der Energiebunker, ein Flakbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der nun aufgehübscht für Energie sorgt und außerdem ein Café mit Weitblick auf dem Dach hat. Es ist erheblich in Bildungsprojekte investiert worden und auch die Umbauten bestehender Wohngebäude sind vielleicht ästhetisch nicht der Renner, aber wohl im Interesse der Mieterinnen und Mieter.


Anbauten: Schön? Praktisch!
Abgesehen von der Begrifflichkeit (als die Metrozone erdacht wurde, war ja alles "Metro" bis hin zum Sex!) ist die damit verbundene Urbanisierung nur zum Teil gelungen. 

Am meisten ist das m. E. übrigens dort gelungen, wo gar keine Gebäude stehen - auf dem Energieberg mit einem starken Blick über die ganze Stadt. Wenn es auch noch gelingt, dorthin einen nutzbaren Anschluss mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu schaffen, dann kann der Berg nur zu einem Erfolg werden.





Gelungenes und Misslungenes

Dezentes Wohnen in Schlossnähe
Es müssen auch misslungene Projekte vermerkt werden.
Ganz besonders gilt dies für das Projekt Quartier am Park auf der Harburger Schlossinsel. Hier ensteht eine "Gated community" - proudly presented by IBA Hamburg: Mit einem eigenen Park, einem Ufer was teilweise nicht begehbar ist, weil bebaut, mit einem privaten Kindergarten - und eigentlich ohne Auto kaum erreichbar. Das ganze als "gemischte Stadt" zu verkaufen, ist dann noch eins drauf gesetzt, in Wirklichkeit ist es organisierte Entmischung.


Eine IBA muss sich auf Experimente einlassen, insofern ist auch jede Kritik an einzelnen Projekten gleichzeitig eine Bestätigung dafür, dass hier das Instrument IBA sinnvollerweise eingesetzt wurde. Wenn es jetzt auch noch gelingt, dass der Hamburger Stadtplan Wilhelmsburg immer gleich auf der Vorderseite präsentiert - dann ist der "Sprung über die Elbe gelungen.

Hinweis: Wenn man nicht bis zu 1 Stunde auf den IBA-Bus warten will, ist das Fahrrad die beste Möglichkeit, das neue Wilhelmsburg zu erkunden.




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