Sonntag, 17. Februar 2013

Berlinale-Tagebuch 2013

Fazit

Am Schluss ist es wie immer. Die Berlinale hat tausende Filmfans begeistert, sie hat ihrem Anspruch, ein politisches Festival zu sein, entsprochen. Der Wettbewerb war - wie auch in den Vorjahren verbesserungsbedürftig, aber er setzte durch interessante Filme vor allem aus dem östlichen Mitteleuropa Akzente.
Und natürlich fordert der "Tagesspiegel", dass die Berlinale sich an den Oskar-Verteilungen, Cannes und überhaupt orientieren müsse. Davor sei die Berlinale bewahrt! Bis zum nächsten Mal. 

  

So, 17.2. "I aionia epistrofi tou Antoni Paraskeua"

Ganz zum Schluss leider der Tiefpunkt. Die durchaus erwägenswerte Geschichte eines bis dato erfolgreichen Showmasters, dessen Stern aber zu sinken beginnt, und der sich kurzerhand verschwinden lässt, um dann wieder groß rauszukommen. Leider verheddert sich der Film ganz schrecklich in immer kleinteiligeren Situationen und lässt den Zuschauer in Ratlosigkeit zurück. Überflüssig.

Forum
Griechenland 2013
R. Elina Psykou
D: Christos Stergioglou, Syllas Tzoumerkas, Theodora Tzimou


http://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=20134375 

So, 17.2. "Za Marksa..."

Die Situation in einem Stahlwerk nach dem Ende der Sowjetunion eskaliert. Der Film beschreibt die Entwicklung und die immer schwierigere Situation des Hauptdarstellers, der von offizieller Gewerkschaft und vom Unternehmen mit allen Mitteln unter Druck gesetzt wird. Ein wirkliches Lehrstück mit allem wie es sich gehört: Gute und Böse, Geschichte und ihre Lehren, das Leben - und das Sterben. Ein bemerkenswertes Stück über russische Verhältnisse. Sehenswert.

Forum
Russische Föderation 2012
R: Svetlana Baskova
D: Sergey Pakhomov, Vladimir Epifantsev, Victor Sergachev, Lavrenty Svetlichny, Aleksandr Kovalev 


http://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=20132519 

So, 17.2. "Don't Expect Praises"

Am sogenannten Publikumstag beginnen wir mit einem chinesischen Film aus der Reihe "Generation Kplus". Im Kino viele Kinder, die vermutlich etwas erstaunt sind über die Lebensumstände der zwei chinesischen Jungen, die mit etlichen Hindernissen ihre Sommerferien verbringen. Als am Schluss die beiden Hauptdarsteller mit auf der Bühne sind, gibt es nicht nur viel Applaus, es reicht die Zeit gar nicht für alle Fragen, obwohl sich der Moderator viel Zeit nimmt. Hier zeigt die Berlinale, dass sie wirklich etwas besonderes bieten kann. 

Generation Kplus
Volksrepublik China / Republik Korea 2012
R: Yang Jin
D: Li Shuchen, Wang Chen, Zhang Yuxuan, Peng Kehao 


http://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=20132016 

  

Sa, 16.2. "Before Midnight"

Noch ein Film, der mit minimalten Mitteln einer "Story" auskommt. Ein Ehepaar unterhält sich - mehr an Handlung ist eigentlich nicht, bis darauf, dass die Unterhaltung sich an einem Punkt entwickelt - aber auch nicht so dramatisch, wie man es erwarten könnte. Selbst der Schluss ist nicht wirklich überraschend. Langeweile? Nö. Das dieser Film "Sehenswert" ist, liegt schlicht und ergreifend an den sehr tollen Dialogen und den beiden Hauptdarstellern.

Wettbewerb (außer Konkurrenz) 
USA / Griechenland 2013
R: Richard Linklater
D: Ethan Hawke, Julie Delpy, Xenia Kalogeropoulou, Ariane Labed, Athina Rachel Tsangari 

http://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=20138159 

Fr, 15.2. "Prince Avalanche"

Eine ganz einfache Geschichte von zwei Männern, die in Texas Mittelstreifen auf die Straße malen - und das in einem einsamen Waldgebiet. Es geht um Männerprobleme und darum, wie Männer das in einem einsamen Waldgebiet besprechen, oder auch nicht besprechen und regeln, oder auch nicht regeln. Sehenswert.

Wettbewerb
USA 2013
R: David Gordon Green; D: Paul Rudd, Emile Hirsch

http://t.co/Y6nWBnJF 

Mi, 13.2. "Kai Po Che"

Ein langsamer, manchmal langatmiger Film. Die Laiendarsteller - großartig. Juliette Binoche überzeugend. Jean Luc Vincent wie man sich den frömmelnden Paul Claudel vostellen könnte: Eigentlich ist es keine Geschichte, sondern die Situation einer in einem "Irrenhaus" gefangenen Künstlerin ohne Chance, dem wieder zu entfliehen. Sehenswert. 
Wettbewerb
Frankreich 2012,
R: Bruno Dumont;D: Juliette Binoche,Jean-Luc Vincent

http://tinyurl.com/cay3ndt 

Mi, 13.2. "Camille Claudel 1915"


Einmal Bollywood auf der Berlinale darf es schon sein. Diesmal war wieder alles drin: Liebe, Glück und Unglück, Kricket, Rassenunruhen, Familientragödien, Gute Zeiten Schlechte Zeiten und so weiter. Aber Bollywood ist auch immer gut und shcön gemacht. Jawoll. Deswegen: Sehenswert.
Panorama
Indien 2013
R: Abhishek Kapoor
D: Sushant Singh Rajput; Rajkumar;Amit Sadh; Amrita Puri 


http://tinyurl.com/cay3ndt 

Mo, 11.2. "Reaching for the moon"

Beliebte Filmobjekte sind Episoden namhafter Künstler und Schriftsteller vor allem, wenn sie neben ihrem Ruhm etwas biografisch besonderes - vornehmlich das Geschlechtsleben betreffend - zu bieten haben. So zum Beispiel in "Howl" (Berlinale 2010) über Allen Ginsberg. Nun geht es um die hierzulande weniger, in den USA dafür umso mehr bekannte und anerkannte Dichterin Elizabeth Bishop und ihre Beziehung zu der brasilianischen Architektin Lota de Macedo Soares. Der Film beginnt reichlich klischeehaft: Bishop kommt nach Brasilien und hat größte Schwierigkeiten mit der dortigen Kultur, bis die Gastgeberin - eben Macedo Soares - beginnt, sich in Bishop zu verlieben, was gleichzeitig der Beginn einer doppelten Beziehung ist, weil es da noch Mary gibt. Während sich der Verdacht zu erhärten droht, dass es hier auf Dauer  um die nicht sehr intelligente Wiederholung alter Themen geht, beginnt die Geschichte dann doch an Fahrt aufzunehmen, mit einigen sehr interessanten Szenen und vor allem zwei guten Hauptdarstellerinnen. Im Ergebnis leider nur: Annehmbar.
Panorama
Brasilien 2013
R: Bruno Barreto
D: Miranda Otto, Gloria Pires, Tracy Middendorf 


http://t.co/TeFpOGf3

So, 10.2. "The Necessary Death of Charlie Countryman"

Dass im Wettbewerb der Berlinale auch schlechte Filme laufen, hat eine Tradition, die aucnh 2013 fortgesetzt wird. Nun ists dieser Film bisweilen ganz lustig, die Story ist verrückt genug, dass eigentlich zu erwarten wäre, dass eine amerikanische Produktion damit klar kommt. Villeicht liegt es auch daran, dass Amerikaner sich Bukarest als Ort des Geschehens ausgewählt haben. Und das geht dann doch etwas schief. Tragischer Höhepunkt: Das peinliche Auftreten von Til Schweiger als Halbweltguru. Zwiespätlig habe ich getwittert - aber eher: Uninteressant.

Wettbewerb
USA 2013
R: Fredrik Bond; D: Shia LaBeouf, Evan Rachel Wood, Mads Mikkelsen, Til Schweiger, Rupert Grint, James Buckley

http://tinyurl.com/a62eyfr 

So, 10.2. "Gold"

Ein deutscher Film über Deutsche - allerdings ausgewandert, um am Ende des 19. Jahrhunderts in Kanada auf Goldsuche zu gehen. Eigentlich weiß man alles schon von Beginn an. Wie schwierig es wird, zum Ziel zu gelanbgen oder dass am Ende eine oder zwei Personen übrig bleiben usw. Dennoch kommt keine Langeweile auf, nicht zuletzt wegen der immer wieder spaktakulär eingefangenen Landschaft. Da vergisst man sogar, dass es in diesem Film zum Beipiel nie regnet. Sehenswert.
Wettbewerb
Deutschland 2013
R: Thomas Arslan; D: Nina Hoss, Marko Mandic, Uwe Bohm, Lars Rudolph, Peter Kurth, Rosa Enskat, Wolfgang Packhäuser

http://tinyurl.com/asw8xq3

So, 10.2. "Dolgaya schastlivaya zhizn""

Die Verwertung von landwirtschaftlichen Gebieten durch große Investoren ist zum Thema geworden (so auch bei "Promised Land") In diesem russichen Film erfährt man weniger über die Investoren, außer dass sie mit der Bezirksverwaltung unter einer Decke stecken und die bisherigen Eigentümer unter Durck setzen. Es ist ein sehr russischer Film, ein schöner Film mit sehr eindrücklichen Landschaften und Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen. Dass es auch hier um die Heimat, aber auch um die Personen und Persönlichkeiten geht ohne Herz geht, wird durch die Figur einer klischeehaft hübschen blonden Frau ( Anna Kotova ) unterstrichen - die der Handlung einen zusätzlichen Schub gibt. Sehenswert.
Wettbewerb 
Russische Föderation 2013
R: Boris Khlebnikov; D: Alexander Yatsenko, Eugene Sitiy, Anna Kotova

http://tinyurl.com/acjzqe8 

Sa, 9.2. "Hayatboyu"

Defne Halman
Die Ankündigung türkischer Filme erweckt inzwischen erhebliche Erwartungen. Da kann sich dann auch leicht eine Enttäuschung einschleichen. Wie bei "Hayatboyu". Also: Architekt und Künstlerin sind verheiratet, haben gut Geld und sich  nichts zu sagen, nicht einmal, wenn sie über etwas reden, von dem sie wissen, was der andere weiß (z.B. dass er fremd geht). Das ist schon nicht wirklich interessant, zudem es sich um einen Film über die "westliche" Türkei handelt. Es bleiben leider auch bis  zum Ende lediglich einige gute Aufnahmen und eine gute Hauptdarstellerin. Uninteressant

Panorama Spezial
Türkei / Deutschland / Niederlande 2013
R: Asli Özge; D: Defne Halman, Hakan Cimenser

 http://tinyurl.com/bk7wtfp

Sa, 9.2. "Promised Land"

Warum amerikanische Filme oft "besser" sind, liegt nicht zuletzt daran, dass sie auch aus gesellschaftlichen Problemen und Fragen einen Film machen, eine Geschichte erzählen. "Promised Land" (von und) mit Matt Damon ist da ein gutes Beispiel. kein riesig guter Film, aber ein mit allen Wassern gewaschenes Werk. Drehbuch, Dialoge, Darsteller, es stimmt. Aber es ist noch mehr. "Fracking" wird thematisiert, die energetische Ausbeutung unterer Gesteinsschichten - eigentlich alles andere als ein Film-Gegenstand.  Doch das gelingt. Gerade weil hier nicht alles glatt geht, weil die Emotionen hin und her gehen, wird am Ende ein politischer Film daraus - und zwar eine Film über eine Zukunftsfrage und vor allem ein Film über Amerika - vom ersten bis zum letzten Dialog. Sehenswert.
Wettbewerb
USA 2012
R: Gus Van Sant; D: Matt John Krasinski, Frances McDormand, Rosemarie DeWitt, Hal Holbrook

http://tinyurl.com/akbmtla 

Sa, 9.2. ""W imie"

Der polnische Beitrag über die unterdrückten homosexuellen Neigungen eines Priesters - und anderer junger Mitglieder seiner Gemeinde ist beeindruckend. Es ist nicht so sehr der "Skandal" des Themas, der eher in Polen Beachtung finden dürfte. Es ist die beeindruckende Darstellung der Verhältnisse auf dem Land durch die Darsteller und die Kameraführung. Vor allem der Hauptdarsteller Andrzej Chyra muss hier hervorgehoben werden. Sehenswert. 
Wettbewerb
Poland 2012
R: Malgoska Szumowska; D: Andrzej Chyra, Mateusz Kosciukiewicz, Maja Ostaszewska

http://tinyurl.com/aunvqt6 

Fr, 8.2. "Al-Khorough Lel-Nahar"

Nicht leicht diesen Film zu bewerten. eine sehr aufmerksame Kamera zeigt eine Wohnung in Kairo, wo die Tochter von früh bis spät damit beschäftigt ist, ihren Vater zu pflegen, da die Mutter hierzu nicht mehr in der Lage ist. Ein Ausbruchsversuch in die ersehnte Freiheit der großen Stadt misslingt. Deprimierend, keine wirkliche Erzählung, allerdings bemerkenswerte Bilder. Zwiespältig.
Forum
Ägypten / Vereinigte Arabische Emirate 2012
R: Hala Lotfy; D.: Donia Maher, Salma Al-Najjar, Ahmed Loutfi

http://tinyurl.com/au5szvy 

Fr, 8.2. ""Lamma Shoftak"

Bei einem Treffen der sozialistischen Jugendinternationale in den 1970ern wäre dieser Film sicherlich mit standig ovations bedacht worden. Ein Junge in einem palästinensischen Flüchtlingslager büchst aus, um seinen Vater (jenseits der Demarkationslinie) zu suchen, und gerät in ein Camp von Fedajin, wo es keine Muslime, sondern linke Kämpfer mit ordentlichem Klassenbewusstein gibt. Abends am Lagerfeuer werden die richtigen Lieder gesungen, Maos Werke liegen aus und der Oberfedajin befindet, dass Kartenspiele bürgerlich seien. Mutter sucht und findet ihren Sohnim Camp -und bleibt dabei. Als das Kind - inzwischen schon als Mitkämpfer akzeptiert - sich wieder absetzt, um über den Zaun zu steigen, den Vater zu finden, geht sie mit. Ende. Durchaus interessant gemacht, im Ergebnis aber schwierig. Zwiespältig.
Forum
Palästinensische Gebiete / Jordanien / Vereinigte Arabische Emirate / Griechenland 2012
R: Annemarie Jacir; D: Mahmoud Asfa, Saleh Bakri, Ruba Blal, Firas Taybeh, Ali Elayan

http://tinyurl.com/bk6v4qp 

Do, 7.2. Panorama Eröffnungsflm "Chemi sabis naketsi"

Zu Beginn ein bemerkenswerter Film aus Georgien. Die Szenerie einer Kleinstadt bildet den erstarrten Hintergrund in einer Gesellschaft, die sich überlebt hat. Möglicherweise nicht jedermanns Geschmack, vor allem, weil sich Realität und Vorstellung laufend kreuzen. Aber gerade wegen der Kraft der Bilder, mit denen diese Welt inszeniert ist: Hervorragend.
Panorama, Georgien 2013
Regie: Zaza Rusadze
Darsteller: Tornike Bziava; Tornike Gogrichiani; Zura Kipshidze; Avtandil Makharadze; Giorgi Nakashidze

http://tinyurl.com/bbbo73o

Mo, 4.2. Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Aus Zeitgründen und weil schon mal weit im Westen, diesmal zum Schlange stehen in der Schaperstraße. Und siehe da, es ging, es dauerte (immerhin noch über eine Stunde, aber das hattten wir ja schon erheblich länger) und alle Kartenwünsche wurden auch noch am Nachmittag erfüllt. Nun kann es ja losgehen.

Sa, 2.2. Das "App" nur für Apple

Mit der Website hinkt die Berlinale seit eh und je hinterher. Nun gibts ein App - aber nun für Apple - schade. Das würde die Sache etwas einfacher machen. Aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben - 2014 klappts dann auch für "Android" oder?